Nordic Walking und warum ich dabei lernte für mich selber einzustehen

Flat white Kaffee über einem gelben Leuchtturm 1917 Tagebuch

Denn du darfst für deine Bedürfnisse einstehen.

Deshalb bist du weder egoistisch, noch unfreundlich, noch zu sensibel oder hast zu hohe Ansprüche.

Es ist dein Leben, deine 24h Stunden und die lebst nur du.

Also mach das Beste daraus.

Hallo du Herzensmensch

Ich bin richtig stolz auf mich. So richtig. Denn weißt du was ich heute gemacht habe? Ich habe zu mir gestanden.

Es war wie folgt:

Wie du ja vielleicht weißt, wenn du meinen letzten Beitrag gelesen hast oder mir auf Instagram folgst, bin ich gerade wegen Long Covid zur Reha an der Ostsee. Teil einer solchen Reha ist natürlich Sport und Fitness, es gibt z.B. Nordic walking Kurse. Ein Sport, den ich früher eher belächelt habe und dachte es sei etwas für ältere Menschen. Das dem nicht so ist, weiß ich spätestens seit meiner ersten Runde. Mittlerweile bin ich ein großer Fan - weil Nordic Walking mir eine Alternative zum joggen gibt, wiederum eine Sportart, die ich früher gerne gemacht habe und gerade so nicht mehr ausführen kann.

Zurück zu heute: Nun ist es aber hier an der Reha ein Gruppensport, man läuft also in einer Gruppe und hängt manchmal hinter Menschen fest, die ein anderes Tempo haben als man selbst. Es bedarf also ein aktives überholen oder bei engen Wegen die Bitte vorbei laufen zu können. Ganz klar: nicht meine Stärke. Warum? Weil ich es doch allen recht machen will, gefallen will, nicht negativ auffallen will etc. Hinter diesem Verhalten liegen, ganz klar limitierende Glaubenssätze. Soweit so gut. Da ich weiß, dass ich auf dieser Reha bin um gesund zu werden und für mich hier bin, kann ich das mittlerweile schon ganz gut. Denn es bringt mir weder etwas zu schnell zu laufen, noch bringt es mir etwas zu langsam zu laufen oder gar zu trödeln. Also setzte ich mich für mich ein. Was mir, wie gesagt, überhaupt nicht leicht fällt.

Heute wurde das ganze dann noch getoppt, da ich mich neben einer Dame wiederfand, mit der ich schon beim letzten Mal gelaufen bin. Alles schön und gut, nur hat die Dame denselben Beruf, den ich derzeit ausführe und warum das an sich schon nicht so super ist, weißt du wenn du meinen letzten Newsletter gelesen hast (shameless plug, du kannst dich hier für ihn anmelden). Du kennst bestimmt diese Typen (und es mag sein, dass ich ihr völlig unrecht tue!) bei denen du schon weißt, dass der Job alles für sie ist. Das sie nichts anderes wollen, nur darüber reden, voll darin aufgehen, 200% geben und auch nichts anderes akzeptieren, nicht abschalten können, sich über ihren Job definieren und und und. Klar und deutlich gesagt: darauf hatte ich keinen Bock. So gar nicht. Ich hatte keine Lust die nächsten 50 Minuten über nichts anderes zu reden. Ich wollte mich nicht austauschen, ich wollte nicht an die Arbeit denken, ich wollte nicht meine Meinung sagen. Ganz einfach: weil ich genau deshalb ja auch gerade hier auf der Reha bin. Wieder: etwas dazu zu sagen? Ganz klar nicht in meiner Komfortzone und definitiv etwas, das ein wenig Überwindung kostet.

Du kannst dir sicher vorstellen was am Ende kam oder?

Ich überwand meine Angst und überholte sie und drückte dann auch noch aus, dass ich gerade nicht über unseren Beruf sprechen wollte.

Denn und hier kommt das learning:

Du kannst deine Bedürfnisse äußern und dich für dich einsetzten und gleichzeitig freundlich und bestimmt dabei bleiben.
— Ronja, Von Herzen geschrieben

Denn wenn es dir so geht wie mir, dann läufst du vielleicht auch durch die Welt mit dem Gedanken, dass es nicht freundlich sondern egoistisch und vielleicht gar unhöflich ist in einer solchen Situation nach deinem besten Wohl zu handeln.

Ich für meinen Teil dachte früher ganz stark so und lerne mit jedem mal etwas mehr, dass es durchaus auch möglich ist freundlich zu bleiben und trotzdem meinem Bedürfnis nachzukommen.

Ich weiß es ist eine lange Story und eine Stimme in mir versucht mir einzureden, dass es dich vielleicht gar nicht interessiert. Doch dann denke ich an die Ronja vor vielen Jahren. Sie wäre im Tempo der anderen gelaufen. Sie hätte sich in das Gespräch verwickeln lassen. Und sie wäre am Ende unendlich erschöpft gewesen. Und zwar nicht wegen der körperlichen Aktivität, sondern weil sie in einer Situation geblieben wäre, mit einer Person, die ihr nur Energie geraubt hätte. Deshalb bleibe ich dabei, sitze immer noch hier, erwarte sehnsüchtig das Mittagessen und tippe dabei diese Zeilen in mein Handy.

Denn eines weiß ich: wenn es mir so geht, dann geht es auch anderen da draußen so wie mir. Und ganz vielleicht gilt das ja auch für dich. Deshalb nochmal:

Du darfst für deine Bedürfnisse einstehen.

Du darfst äußern, dass du über etwas gerade nicht reden willst, wenn es dir nicht gut tut. Deshalb bist du weder egoistisch, noch unfreundlich, noch zu sensibel oder hast zu hohe Ansprüche.

Es ist dein Leben, deine 24h Stunden und die lebst nur du.

Also mach das Beste daraus.

Denn das alles heißt nicht, dass du jemanden nicht hilfst der in Not ist. Oder deine Bedürfnisse nicht hinten anstellst, wenn eine Herzensperson dich gerade einfach nur braucht. All das heißt es nicht, nur setzten wir es - bzw. unser Ego es - so gerne damit gleich.

Doch und das ist das tolle, wir haben jeden Moment die Chance uns neu entscheiden und vielleicht entscheiden wir uns in jetzt in diesem Moment einfach mal für uns selbst.

Was meinst du? Bist du dabei?

Von Herzen geschrieben,

Ronja

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Über den Druck & Glaubenssatz nur durch Gruppenzugehörigkeit gut genug zu sein

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Ein Gruß aus der Reha, #longcovid und wie Rituale mir gerade aus der Patsche helfen